Bilder & Story: Benny, Justizfachwirt

Benny gibt Vollgas. Seit zwei Jahren arbeitet er beim Landgericht, nebenher macht er sein Fachabitur, treibt viel Sport und spielt in drei Gemeinden die Orgel. Dass er Justizfachwirt ist, verdankt er seinem Reisepass. Warum denn das??? Lies weiter:

Justizfachwirt werden – dank Reisepass

Springen wir mal fünf Jahre zurück: Als Benny, damals 15, seinen neuen Reisepass abholt, guckt er in der Kommunalverwaltung genauer hin. Daran mitzuwirken, dass in einer Stadt alles gut funktioniert: Das findet er spannend. Kurz darauf entdeckt er in seiner Schule ein Plakat, das für die Ausbildung im Öffentlichen Dienst wirbt. Passt, denkt Benny, und nimmt am Beamtentest Bayern teil.

Pass abholen, Beruf finden: So hat’s jedenfalls bei Benny funktioniert!

Er besteht und bekommt ein Angebot von der Justiz. „Justizfachwirt: Den Beruf hatte ich gar nicht auf dem Schirm“, erinnert sich Benny. „Aber Justiz: Das hörte sich interessant an.“ Benny entscheidet sich: gegen das Abitur und für die Ausbildung zum Justizfachwirt – an der Bayerischen Justizakademie in Pegnitz. (Mehr erfahren über die Akademie: Justizfachwirtin oder Justizfachwirt, so läuft die Ausbildung)

Wie bekommt man sein Recht? Wie löst man Konflikte?

An der Akademie taucht Benny in viele neue Welten ein. Wie ist ein Gesetz aufgebaut? Wie ist geregelt, wer Recht hat und wie man sein Recht bekommt? Wann ist ein Kaufvertrag wirksam? Wie läuft ein Strafverfahren ab? Als Justizfachwirt arbeitet Benny nicht nur eng mit anderen Justizprofis zusammen. Er ist auch Ansprechpartner für Bürgerinnen und Bürger, die Fragen haben, sich beschweren wollen oder in einer Notlage stecken. Deshalb gehören auch Kommunikation und Konflikt-Management zu seinen Fächern.

In der praktischen Ausbildung am Gericht erlebt Benny, wie ein Gericht organisiert ist. Er arbeitet Hand in Hand mit Richterinnen, Rechtspflegern und Staatsanwältinnen, legt Akten an, pflegt EDV-Daten ein, hält Anwaltskanzleien über Verfahren und Termine auf dem Laufenden.

Zu Beginn der Ausbildung hat Benny Zweifel ...

Hat er den richtigen Beruf gefunden? Anfangs zweifelt Benny. „Die Begeisterung für den Beruf kam, als ich selbstbestimmt arbeiten und meine Zeit frei einteilen konnte.“ Diese Selbständigkeit und Freiheit sind für Benny entscheidende Job-Vorteile. Genauso wie die vielfältigen Möglichkeiten: „Ich bin viel herumgekommen, schon in der Ausbildung. Ich habe verschiedenste Einsatzbereiche kennengelernt und auch andere Städte, ich konnte auch mal in München leben und arbeiten. Und ich habe viele Aufstiegschancen.“

 
Als Justizfachwirt kann ich sehr selbstbestimmt arbeiten. Ich organisiere meinen Arbeitstag selbst und habe viel Freiraum. Da kann ich auch die Gleitzeit gut nutzen.
Benny, Justizfachwirt

Justizfachwirte sorgen für Gerechtigkeit ...

Nach der zweijährigen Ausbildung ist Benny Justizfachwirt. Er wird einem Landgericht zugeteilt. „Ich sorge dafür, dass ein Prozess vorangebracht wird. Damit schaffe ich auch ein Stück Gerechtigkeit.“
Mehr erfahren: Was macht ein Justizfachwirt?

Aha! Ein Landgericht ist u. a. zuständig ...

  • für Zivilverfahren mit einem Streitwert von mehr als 5.000 Euro,
  • bei Strafsachen, bei denen eine Freiheitsstrafe von mehr als vier Jahren zu erwarten ist,
  • wenn gegen ein Urteil eines Amtsgerichts Berufung eingelegt wird.

... und unterstützen Bürgerinnen und Bürger

Außerdem ist es Bennys Aufgabe, Menschen zu unterstützen. Ob man sich scheiden lässt, bei einer Zwangsversteigerung ein Haus erwirbt, Schulden macht und etwas gepfändet wird oder nach dem Tod der Großtante erbt: Im Laufe ihres Lebens haben die meisten Menschen irgendwann mit der Justiz zu tun. „Und dann haben sie viele Fragen“, weiß Benny. „Was ist ein Erbschein, was bedeutet dieses Schreiben, auf welche Fristen muss ich achten? Ich erkläre ihnen, worum es geht, welche Unterlagen wir von ihnen brauchen. Ich informiere sie auch, ob sie Rechtsmittel einlegen können – das heißt: ob sie eine Entscheidung des Gerichts anfechten können. Rechtlichen Rat gebe ich natürlich nicht.“

Aufregend: das erste Protokoll bei Gericht!

Als Justizfachwirt führt Benny auch Protokoll bei Gerichtsverhandlungen. Er erfasst Namen und Adressen der Beteiligten, notiert Angaben zu den persönlichen und wirtschaftlichen Verhältnissen der Angeklagten und schreibt die Aussagen mit. Nur das, was im Protokoll steht, zählt! Eine extrem wichtige und verantwortungsvolle Aufgabe.

 
Es ist spannend, bei einem Strafverfahren dabei zu sein und dem Angeklagten in die Augen zu schauen. Wie verhält er sich, wie reagiert er? Was machen seine Verteidigerinnen und Verteidiger?
Benny, Justizfachwirt

„Während der Ausbildung saß ich erst neben dem Protokollanten und habe auf meinem eigenen Laptop Notizen gemacht. Nach der Sitzung habe ich sie mit dem Protokoll abgeglichen.“ Als er das erste Mal selbst Protokoll führt, ist Benny sehr aufgeregt. „Wenn man da vorne sitzt, ist es wie auf einer Bühne, alle Leute schauen dich an.“ Doch alles läuft gut. Was Benny schreibt, sehen die Richterinnen und Richter in Echtzeit auf ihren Bildschirmen. Notfalls schieben sie ihm ein Zettelchen mit einem Hinweis zu. Genauso kann Benny eine Nachricht an die Richterinnen und Richter tippen, zum Beispiel, wenn ein Zeuge so arg nuschelt, dass Benny ihn kaum versteht.

Benny ist nicht nur verantwortlich fürs Protokoll. Er muss zum Beispiel auch darauf achten, dass alle Türen geöffnet sind. Eine Kleinigkeit – aber superwichtig! „Wenn die Tür verschlossen ist, dann ist die Öffentlichkeit ausgesperrt“, erklärt Benny. „Aus diesem Grund könnte ein Urteil aufgehoben werden!“

Als Protokollführer trägt Benny eine schwarze Robe. Sie steht für die Würde des Gerichts. Die Robe verdeckt die private Kleidung und damit auch Bennys persönlichen Geschmack. So verkörpert sie auch die Neutralität der Gerichte.

Ohne Worte: Benny im Foto-Interview

Sieben Fragen an Benny, sieben Antworten ohne Worte. Nein, stimmt nicht: Ganz zuletzt verrät Benny, welche Stärken du mitbringen musst, wenn du mit ihm arbeiten willst

Justizfachwirt: ein Beruf zum Durchstarten?

Zum ersten Mal Protokoll führen: Wie aufgeregt warst du?

Drückt die Würde der Justiz manchmal?

Welche Stärke bringst du für deinen Job mit?

Justizfachwirt: Benny, warum ist das DEIN Beruf?

In seinen ersten beiden Jahren als Justizfachwirt hat Benny „schon das meiste gesehen und erlebt. Wenn ich in eine andere Abteilung wechsele, arbeite ich mich schnell ein. Ich habe jetzt das Handwerkszeug und muss mir nur das Hintergrundwissen erarbeiten.“ Um noch weiterzukommen, macht Benny zurzeit das Fachabitur nach. Anschließend will er Rechtspfleger werden. Auch das findet er top an der Justizausbildung: Wer gut ist, kann es weit bringen in der bayerischen Justiz!

Bennys Check-Box: Justizfachwirtin oder Justizfachwirt

  • Job mit Sinn: Du arbeitest für unser gutes Recht und unterstützt Menschen in schwierigen Situationen.
  • Du kommst viel herum, schon in der Ausbildung.
  • Du arbeitest sehr selbständig und kannst deine Zeit meist frei einteilen.
  • Du hast einen sicheren Job.
  • Du kannst es weit bringen, auch wenn du ohne Abitur einsteigst.
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